Eine viertel Stunde nach Einlaß sollte auch schon die erste Band beginnen. Sehr viel los war aber trotzdem noch nicht, als wir an der Halle ankamen. Nun ist die Werkstatt auch nicht wirklich
groß, umfaßt doch mehr, als die ca. 20 Personen vor dem Einfang.
Pünktlich kamen The Lehmann Project auf die Bühne und starteten während der Einlass noch in vollem Gange war.
Die Band setzt sich aus drei italienischen und drei russischen Mitgliedern zusammen. Eine nicht ganz gewöhnliche Mischung, die aber so auch verschiedene Einschlüsse in die Musik
bringt.
Musikalisch lässt sich die Richtung sehr allegemein mit Heavy Metal definieren. Mal sang Vocalist Mat Lehmann in Clearvocals, mal versuchte er sich in Screams - die waren zumindest noch recht
ausbaufähig. Nachdem zum Ende des Auftritts nun doch schon ca. 100 Leute anwesend waren, blieb die Hoffnung, dass es sich im Laufe des Abends doch noch etwas weiter füllen würde. The Lehmann
Project waren zumindest recht flott wieder von der Bühne verschwunden und machten somit Platz für den folgenden Act - ACYL.
ACYL erinnerten zeitweise sehr stark an Sepultura. Mit verschiedenen musikalischen Einflüssen "aus ihrer Kultur" - die Band kommt aus Frankreich - brachten ACYL aber schon fast mexikanischen
Flair nach Köln. "Experimental Ethnic Metal", so die Bezeichnung des ganzen. Die Musik beinhaltete Instrumente, die man auch nicht alle Tage sieht. Vermehrt werden diese wohl im arabischen Raum
für traditionelle Musik genutzt. Bendirs, Guellal, Derbouka, Gumbri, Karkabous, Oud, Mandola, Guesba, Udu und Tare stehen auf der Webseite der Band. Live konnte man natürlich nicht alle zu sehen
bekommen. Während der Show kamen auch Mitglieder der nächsten Band - AMORAL - auf die Bühne und musizierten mit ACYL einen Song, nachdem sie dann gleich wieder Backstage verschwanden um sich auf
den eigenen Auftritt vorzubereiten.
Auf jeden Fall konnten die Franzosen mit Ihrer mitreißenden Art für ordentlich Stimmung sorgen und Energie auf das Publikum übertragen und so für eine geile Party sorgen. Ich bin schon auf
weiteres der Band gespannt. Musikalisch sehr interessant und auch live einen Besuch wert!
Als dritter Act kamen nun AMORAL. Die Finnen überzeugten gleich von Anfang an mit ihrer Musik. Typischer skandinavischer Heavy Metal mit einer, für meinen Geschmack, zu dünnen und nichts-sagenden
Stimme von Frontmann Ari Koivunen, der im Laufe des Konzertes durch Abwesenheit glänzte. In den Vocalbreaks sollte sich der Sänger doch lieber Backstage verabschieden, anstatt mit dem Rücken zum
Publikum vor dem Drummer zu stehen. Insgesamt kamen auch die Besucher nicht wirkilch in Stimmung. Prinzipiell also eher ein Tiefpunkt, als ein Einheizer. Extrem lange Instrumentalparts /
Gitarrensoli machten den Auftritt eher zäh und langwierig, eine generell fehlende Präsenz des Sängers liessen das Gefühl aufkommen, als hätte dieser nicht wirklich Lust zu spielen und wäre froh,
wenn es endlich vorbei ist. Für mich gibt es zumindest keinen Grund, ein eigenes Konzert der Band unbedingt sehen zu wollen. Vielleicht hatte Koivunen auch nur einen schlechten Tag. Man wird also
sehen und abwarten was es hier noch aus Finnland zu hören gibt.
Auf DARK TRANQUILLITY haben natürlich alle sehnsüchtig gewartet. Zum beginn der Show stürmten die Schweden, die relativ kleine Bühne und rockten gleich ordentlich zu "The Science Of Noise" los und die voll gepackte Werkstatt steckte der Band die Pommesgabel entgegen! Kochende Stimmung ab der ersten Note. Gäbe es einen Graben vor der Bühne, hätte man bestimmt auch einige Crowdsurfer gesehen.
Something old - something new. So spielte sich die Band einmal quer durch die, mittlerweile auch schon 25-jährige, Bandgeschichte mit insgesamt 16 Titeln. Vom aktuellen Album ("Construct") gab es insgesamt vier Tracks ("The Science Of Noise", "State Of Trust", "Uniformity" und "Endtime Hearts"). Der Rest setzte sich aus Tracks der Alben "Fiction" (2007), "Projector (1999), "Damage Done" (2002), zusammen. Sänger Mikael Stanne war sehr gut drauf und auch die Band konnte vollends überzeugen. Für den letzten Auftriff der Tour gaben DARK TRANQUILLITY nochmal alles und das merkte man auch in der vollen, und vermutlich ausverkauften, Werkstatt. Geballte Energie von Anfang bis Ende ließen keine Wünsche offen.
(Sarah Jacob)