Edelmetall der feinsten Machart!
Dream Theater sind ja so eine Sache für sich. Über die technische Brillianz der fünf Ausnahmemusiker lässt sich ja bekanntermaßen nicht streiten. Andererseits gibt es auch immer wieder Kritiker: Zu technisch, zu ausgefallen, zu viel Kopf, zu wenig Herz… Das Publikum – circa 1500 Fans haben sich an diesem Samstag Abend bei Traumtemperaturen von 33 Grad auf dem Mannheimer Maimarktgelände eingefunden – besteht hauptsächlich aus Musikern im Alter von 15 bis 50, die sich so ein bis zwei Stunden vor Beginn auf dem Gelände einfanden um bereits über solche Dinge wie die Aufstellung des Drumkits oder Petruccis neue Musicman Gitarre zu fachsimpeln. Bei angenehmen Getränkepreisen ist die Hitze einigermaßen erträglich.
Pünktlich um 19 Uhr begann dann schließlich die Show mit einem kurzen Introvideo und schließlich dem Opener des neuen selbstbetitelten Albums ‚Dream Theater‘. Die Band kommt mit viel Energie und einer Mordsportion Spielfreude auf die Bühne. Von fehlender Leidenschaft keine Spur. Die anspruchsvollen Arrangements kommen bei transparentem, aber trotzdem druckvollem Sound extrem gut rüber. Die nächste Stunde mischt hauptsächlich Stücke der beiden letzten Alben mit ein paar Klassikern wie dem meiner Meinung nach unterschätzten Trial of Tears von ‚Falling into Infinity“ Bei strahlendem Sonnenschein hat die Textzeile „Raining in the streets of New York City“ eine durchaus humoristische Komponente. James Labrie muss sich jedenfalls das Lachen ein-zwei Mal verkneifen. Überhaupt, James Labrie: der ansonsten als das schwächste Mitglied der Band geltende Sänger ist heute Abend beeindruckend gut bei Stimme und sichtlich gut gelaunt. Ebenso präsentieren sich Jordan Rudess und Portnoy Nachfolger Mike Mangini so spielfreudig wie selten zuvor. Die neuen Songs begeistern Band und Publikum gleichermaßen. John „die Sphinx“ Myung spielt wie immer unbeeindruckt von dem ganzen Geschehen seine akrobatischen Basslinien und Gitarrengott Petrucci zockt mit beinahe stoischer Ruhe seine Gitarrenlines.
Portnoys Ausscheiden hat der Band eine spürbare Frischzellenkur verschafft. So gelöst und immer mit einem Augenzwinkern habe ich die Band selten erlebt. Showelemente wie ein Zeichentrickvideo bei Enigma Machine runden eine gelungene Show ab.
Um circa 20:15 gibt es eine kleine Pause, in der Fanvideos und ähnliche Kuriositäten auf der Leinwand geboten werden.
Danach geht es weiter mit einem echten Highlight: Die gesamte zweite Hälfte des „Awake“ Albums von 1994 wurde hier von der Band ausgepackt. Als DT Fan der ersten Stunde war das ein echter Leckerbissen. The Mirror und Scarred habe ich noch Tage danach in meinem Kopfkino. Danke!!!
Zum Schluss gibt es dann nochmal Illumination Theory und als Zugabe ein best of der 1999er Scheibe „Scenes from a Memory“ Nach mehr als 3(!) Stunden gehen die Zuschauer zufrieden nach Hause. Edelmetall der feinsten Machart wurde hier geboten mit Hirn UND Herz.
(Marco B. Wild)
Setlist:
01. The Enemy Within
02. Shattered Fortress
03. On the Backs of Angels
04. The Looking Glass
05. Trial of Tears
06. Enigma Machine
07. Along for the Ride
08. Breaking all Illusions
Pause –
09. The Mirror
10. Lie
11. Lifting Shadows off a Dream
12. Scarred
13. Space Dye-Vest
14. Illumination Theory
Zugabe:
15. Overture 1928
16. Strange Déja – Vu
17. The Dance of Eternity
18. Finally Free